Missverständnisse auf der Leitungsebene behindern den Erfolg agiler Ansätze

Missverständnisse auf der Leitungsebene behindern den Erfolg agiler Ansätze

In vielen Unternehmen sprießen schon die Knospen agiler Techniken, auch ohne explizite Einführung. Es ist mehr als nur der Reiz neuer Arbeitstechniken. Die Vorteile von Agilität hinsichtlich der Eignung für bestimmte Aufgaben und die Schnelligkeit der Ergebnisse haben sich herumgesprochen. Auch ohne eine formale Implementierung von agilem Projektmanagement gelingt die Anwendung agiler Techniken im Unternehmensalltag, wie z. B. die Nutzung eines Task Boards oder die Zusammenkunft in Daily Standup Meetings. Das Tagesgeschäft, die Projekte und letztlich das Unternehmen profitieren von solchen Ansätzen. Doch Missverständnisse auf der Leitungsebene können den möglichen Erfolg beeinträchtigen.

  • Agil zu arbeiten bedeutet nicht, dass Projekte auf einmal schneller abgeschlossen werden können. Aus solchen Vorstellungen spricht ein unzureichendes Verständnis. Welche Erwartungen berechtigt sind, können Sie in diesem Beitrag lesen.
  • Agile Projekte zu starten, ohne entsprechende Voraussetzungen zu schaffen, ist so gut wie sicher zum Scheitern verurteilt. Welche Voraussetzungen tatsächlich erforderlich sind und welchen Beitrag Führungskräfte leisten können, erfahren Sie ebenfalls.
  • Auch unter suboptimalen Bedingungen lässt sich an die Einführung von agilen Methoden denken, aber für den erfolgreichen Einstieg ist eine bestimmte Geisteshaltung eine Art Mindeststandard.

Wunder geschehen nur selten.

Wenn Sie als Mitarbeiter schon positive Erfahrungen gesammelt haben und gerne agile Techniken ausprobieren wollen, dann machen Sie einen Vorschlag! Je konkreter Ihr Vorschlag ist, desto einfacher fällt es Ihrer Führungskraft, sich darauf einzulassen.

Wenn Ihnen als Führungskraft ein solcher Vorschlag gemacht wird und Sie ebenfalls mit der Idee sympathisieren, dann unterstützen Sie diesen Vorstoß nach Kräften. Sorgen Sie für eine konstruktive Diskussion, an deren Ende eine solide Entscheidung und konkrete Schritte für ein Pilotprojekt stehen könnten.

Wenn Sie als Führungskraft bisher noch keine entsprechenden Diskussionen in Ihrem Bereich vernommen haben, Sie aber ein Befürworter agiler Techniken sind, dann können Sie ja selber nachfragen, in Ihrem Bereich oder auf der Leitungsebene. Stoßen Sie auf Resonanz, dann ist dies ein gutes Zeichen, Agilität weiter zu thematisieren. Falls Sie allerdings kein Feuer in den Augen Ihrer Gesprächspartner sehen, dann vergessen Sie es!

Denn Wunder geschehen nur selten und agile Erfolge lassen sich nicht aus dem Boden stampfen.

Wie man sich bettet, so liegt man.

Jedes Handeln und jede Entscheidung zieht Konsequenzen nach sich und für die Folgen sind Sie als Mitarbeiter und Führungskraft selbst verantwortlich. Ohne echtes Interesse Ihrerseits und eine organisatorische Unterstützung, um die Sie sich ebenfalls kümmern müssen, werden es agile Ansätz und Pilotprojekte schwer haben. Doch es muss gar kein großer Aufwand getrieben werden. Wie soll man also sein “agiles Bett” machen?

  • Agile Ansätze erfordern zu Beginn eine kritische Machbarkeitsprüfung in Bezug auf den Anwendungsfall und eine Genehmigung im Unternehmen.
  • Möglichst praxisnahe Schulungen der involvierten Mitarbeiter zu agilen Werten, Prinzipien und Techniken sind Pflicht.
  • Informationen zum Vorhaben für die Allgemeinheit sorgen für die nötige Bekanntheit im Unternehmen.
  • Eine Anbindung des Vorhabens an die Unternehmensstrategie und ein Sponsor auf Leitungsebene erhöhen die Glaubwürdigkeit.
  • Wenn ein Pilotprojekt beschlossen wurde, dann muss man es auch bis zum Ende “durchziehen”.
  • Regelmäßige Informationen über den Projektfortschritt flankieren die erfolgreiche Durchführung des Pilotprojektes.
  • Ein transparente Bewertung der Ergebnisse nach Abschluss des Projektes ist Grundlage für alle weiteren Schritte.

Agilität schöpft ihre große Bedeutung im Wesentlichen aus der Kraft der Regelkreise und dies lässt sich auch schon bei Pilotprojekten deutlich erkennen. Nur durch Rückmeldungen schließt sich der Lernzyklus. Je schneller die Rückmeldungen erfolgen, je kürzer der Lernzyklus also ist, desto schneller kann auch Lernen gelingen.

Am Anfang steht die Neugier.

In den wenigsten Projekten herrschen optimale Rahmenbedingungen für agiles Projektmanagement. Gleichzeitig gibt es fast immer Wege, auftretende Hemmnisse zu kompensieren. Das gilt insbesondere in der Anfangsphase. Deshalb ist Neugier als Triebkraft so wichtig, um neue Wege gemeinsam auszuprobieren und schrittweise zu meistern. Erfahrungen sollten nicht nur dezentral in einzelnen Pilotprojekten gesammelt werden, sondern in der ganzen Organisation.

Wenn sich mit Hilfe agiler Techniken keine schnellen Erfolge erzielen lassen oder die Einführung sogar scheitert, liegt das vielleicht daran, dass der unverzichtbare Kulturwandel noch nicht vollzogen wurde. Agiles Projektmanagement stellt alle Beteiligten vor ganz andere Voraussetzungen verglichen mti dem klassischen Projektmanagement. Auch ein zu passives bzw. zu stark bremsendes Managementdenken kann hinderlich sein. Agilität braucht aber zwingend ein positives Menschenbild und Vertrauen in die Mitarbeiter.

Wir müssen es nur wollen!

Bei jeder Neuerung im Tagesgeschäft müssen die Pioniere am Anfang Aufklärungsarbeit leisten und ein gemeinsames Verständnis bei allen Beteiligten aufbauen. Auch bei der Einführung agiler Techniken im Unternehmens- und Projektalltag gilt dies. Vieles gelingt heute bereits recht gut. Bei manchen Dingen besteht bei den Akteuren noch Redebedarf. Aber auch wenn nicht immer alles klar ist, so können wir uns doch verstehen. Wir müssen es nur wollen.