Das vollständige Zitat von Mark Twain lautet:
Freundlichkeit ist eine Sprache, die Taube hören und Blinde lesen können.
Beachtlich! Aber wie soll das denn funktioniert? Es ist doch physikalisch gesehen unmöglich! Das Zitat von Mark Twain führt uns zweierlei vor Augen: Zunächst werden wir aufmerksam auf die Potenz der Freundlichkeit und wenig später ist es einfach nur wunderbar festzustellen, wie einfach es doch im Prinzip ist, freundlich zu sein.
Der Ton macht die Musik.
Der Erfolg einer Rede, einer Präsentation oder auch eines Gesprächs beruht auf weit mehr als auf guten Argumenten und brillantem Redeaufbau. Erst wenn das Gesagte mit Stimme und Körpersprache übereinstimmt, erst wenn die persönliche Ausstrahlung überzeugt, finden Sie Anklang bei Ihrem Gegenüber. Dieses Sprichwort nimmt auf die Tatsache Bezug, dass der Tonfall beim Sprechen und die Freundlichkeit bzw. Unfreundlichkeit des Auftretens wichtiger für die Wirkung einer Person sind als der eigentliche Inhalt des Gesagten.
Der gute Ton ist ein Begriff, der auf den deutschen Schriftsteller Adolph Freiherr von Knigge zurückgeht. In seiner Schrift „Roman meines Lebens“ schreibt er, dass sich in einer Residenz alles nach dem Ton stimmt, den der Fürst angibt. Der Fürst bestimmt, die anderen passen sich an. Wer ihm etwas sagen will, der hat die vom Fürsten vorgegebene Form zu wahren. Nun hat sich seit dem 18. Jahrhundert einiges geändert. Doch einige Zusammenhänge gelten noch immer. Was halten Sie z. B. von der folgenden Variante? Die Projektleiterin bzw. der Projektleiter bestimmt zwar heute nicht mehr wie eine Fürstin oder ein Fürst zu der Zeit von Knigge, aber Projektverantwortliche sind durch ihre persönliche Art und Weise für das ganze Projektteam genauso ein Vorbild in der Kommunikation und im Umgang miteinander.
Gute Umgangsformen sind ganz allgemein ein wichtiger Erfolgsfaktor für Führungskräfte. Eine Führungskraft trägt viel Verantwortung und ist das „offizielle Gesicht“ eines Teams, einer Abteilung oder eines Projekts. Dies gilt nach außen und auch nach innen. Die Mitglieder in einem Projektteam schauen zu solchen Personen auf, denn sie sind ein Vorbild. Aber ein allzu unfreundlicher Umgang führt nicht selten zu einer schlechten Arbeitsatmosphäre im Projekt, zu Beschwerden oder gar zu Kündigungen von Mitarbeitern aufgrund von Frustration. Schlechte Manieren können nicht nur dem Projekt, sondern auch dem Unternehmen schaden. Wer von Respekt und Wertschätzung spricht, kommt an Freundlichkeit nicht vorbei. Bei der Kommunikation ist ein freundschaftlicher Gruß ein absolutes Minimum.
Zum guten Umgang gehören auch Gesprächsregeln.
Ganz egal, ob es sich um die kollegiale Zusammenarbeit handelt oder ob es im Projekt auch um ernste Gespräche geht, die Grundregeln der Freundlichkeit gelten insb. für Gespräche und Diskussionen und beinhalten z. B. dass man sein Gegenüber aussprechen lässt, dass man ruhig spricht und nicht schreit und dass man die Gesprächspartnerin bzw. den Gesprächspartner nicht beleidigt. Die Meinung der oder des Anderen ist zu respektieren.
Vielleicht reagieren Sie jetzt „verschnupft“ und sind der Meinung, alles richtigzumachen. Dann sage ich: Glückwunsch! Vielleicht nutzen Sie diesen Gedanken aber trotzdem zum Nachdenken. Denn Freundlichkeit drückt sich eben nicht nur akustisch oder optisch aus. Freundlichkeit ist zeitlos und hat nichts mit modernen Führungsphilosophien zu tun. Sie ist wichtig für die Arbeitsatmosphäre, gleichermaßen im agilen und klassischen Projektmanagement. Sie hat tiefe Wurzeln in der Organisationskultur. Freundlichkeit ist ein gutes Vorbild, das die Kollaboration fördert und den Teamgeist stärkt. Das Gute daran: Jede und jeder kann die eigenen Sinne für Freundlichkeit schärfen – zum Wohl der Leistungsfähigkeit und Zielerreichung im Projekt.
Wo waren Sie zuletzt unhörbar und unsichtbar freundlich?
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Beim nächsten Beitrag in der Reihe „Wege zum Projekterfolg“ geht es um das Grüßen aus der Ferne.