Irren ist lehrreich!
Aus den eigenen Fehlern kann man lernen. Die Möglichkeit steht zumindest außer Frage. Schließlich halten sich Weisheiten „aus Schaden wird man klug“ unnachgiebig. Überhaupt ist die Fähigkeit zu lernen eine Grundvoraussetzung, sich den beruflichen und privaten Gegebenheiten des Lebens und der Umwelt anpassen und sinnvoll agieren zu können. Die Fähigkeit zu lernen ist auch eine Voraussetzung für ein reflektiertes Verhältnis zu sich und zu anderen
Lernen ist also etwas Gutes und es gilt, das Lernen einer Einzelperson, das Lernen in Gruppen und Teams sowie das organisationale Lernen zu fördern. Beim organisationalen Lernen verbessert sich im Laufe der Zeit eine ganze Organisation, indem sie Erfahrungen sammelt und diese Erfahrungen zur Schaffung von Wissen nutzt. Das geschaffene Wissen wird dann innerhalb der Organisation weitergegeben. Für einen guten Lernerfolg ist es wichtig, die Lernvoraussetzungen von Teilnehmenden zu identifizieren und zu entwickeln. Lernvoraussetzungen verdeutlichen, was die Lernenden bereits können, welche Kompetenzen sie z. B. zu einem Kurs oder für ein neues Arbeitsprojekt bereits mitbringen und welche weiteren Bedingungen ihr Lernen ggf. mit beeinflussen.
Wie kann man Fehlerkultur begreifen?
An dieser Stelle kommt u. a. die im Unternehmen vorhandene Fehlerkultur ins Spiel. Fehlerkultur ist ein theoretisches Konzept aus den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften und beschreibt, wie Unternehmen, Organisationseinheiten oder Projektteams mit Fehlern, Fehlerrisiken und den Konsequenzen von Fehlentscheidungen umgehen. Eine Fehlerkultur ist natürlich eng mit der vorhandenen Unternehmenskultur verflochten und lässt sich anhand von folgenden Fragen beschreiben:
- Welche Reaktionen gibt es auf Fehler?
- Werden Fehler eher vertuscht oder werden sie offen besprochen?
- Werden Fehler bestraft oder gemeinsam konstruktiv verwertet?
- Welche Konsequenzen werden aus Fehlern gezogen?
Es gibt kritische Fehlerkulturen, die Fehler sanktionieren, und es gibt konstruktive Fehlerkulturen, die Fehler akzeptieren und zur Weiterentwicklung nutzen. Für eine konstruktive oder positive Fehlerkultur sprechen mehrere Gründe:
- Eine positive Fehlerkultur sorgt z. B. für Agilität und Schnelligkeit am Markt, schafft Transparenz und ermöglicht Innovationen.
- Das Vertrauen, einen Fehler eingestehen zu können, führt zu einer schnellen Behebung oder Korrektur des Fehlers. Denn das Ziel ist, die Ursache für den Fehler zu finden, um diesen künftig zu vermeiden.
- In einer positiven Fehlerkultur liefern Fehlentscheidungen die für die Weiterentwicklung relevanten Lerngelegenheiten.
Führungskräfte sind gefordert
Bei der Gestaltung einer positiven Fehlerkultur handelt es sich um eine Management-Aufgabe. Denn ohne die Unterstützung der Geschäftsleitung kann sich Unternehmenskultur nicht tiefgreifend wandeln. Eine positive Fehlerkultur wird u. a. dadurch gestärkt, dass man zu seinen Fehlern steht. Hier sind Führungskräfte gefragt, dafür zu sorgen, dass ein Fehlereingeständnis auch honoriert wird. Eine ideale Basis für eine gute Weiterentwicklung schafft man durch sachliches Feedback. Wurde ein Fehler entdeckt, sollte der Vorgesetzte oder die Projektleiterin sachlich darauf hinweisen. Unternehmen mit einer positiven Fehlerkultur haben eine bestimmte Haltung gegenüber Fehlern. Durch diese Grundhaltung ist es Mitarbeitern erlaubt, Fehler zu machen und darüber zu sprechen, ohne Sanktionen fürchten zu müssen. Fehlerkultur und ihre Gestaltung sind hochkomplexe Themen. Dennoch lassen sich drei einfache Empfehlungen und auch drei Fehler beim Umgang mit Fehlern gegenüberstellen:
Fehlerkultur vor Fehlermanagement
Maßnahmen zur Entwicklung einer Fehlerkultur sind mühsam und erfordern Geduld. Wie bei der Unternehmenskultur zu beobachten ist, stellen sich auch gewollte, positive Veränderungen bei der Fehlerkultur nur langsam ein. Derartige Maßnahmen zahlen sich aber aus und im Ergebnis ist eine konstruktive Fehlerkultur einer kritischen Fehlerkultur überlegen. Man muss Fehler und die damit verbundenen Chancen für eine Weiterentwicklung im Unternehmen nicht nur richtig begreifen, sondern diese Fehler tatsächlich auch zum Gegenstand von Verbesserungen machen. So wie es das Prinzip „Konzentration auf Fehler“ einer Hochzuverlässigkeitsorganisation HRO aussagt. Erst recht gilt, die Arbeit an der Fehlerkultur dem unbedachten Umgang mit Fehlern vorzuziehen. Fehlerkultur vor Fehlermanagement! Häufig fängt alles mit einem harmlosen Irrtum an.
Irren ist lehrreich.
Für mich persönlich stehen vor dem Hintergrund einer positiven Fehlerkultur die folgenden drei Empfehlungen im Vordergrund:
- Aus Misserfolgen lernen
- Die Erfahrungen teilen
- Nach Mustern suchen
Fehler und Misserfolge sind weniger schmerzhaft, wenn Sie aus ihnen „Kapital“ schlagen und z. B. Lösungen oder Fortschritte ableiten können. Wer eine solche „Rentabilität von Fehlern“ nachhaltig erhöhen will, sollte deshalb aus jedem Fehler die richtigen Schlüsse ziehen.
Welche Schlüsse haben Sie gezogen?
—
Beim nächsten Beitrag in der Reihe „Wege zum Projekterfolg“ geht es um Feuer und Rauch.