Wer sich nicht in Gefahr begibt

Wer sich nicht in Gefahr begibt

…, kommt darin um.

Im ersten Moment hört sich das ein wenig komisch an. Denn wie soll ich umkommen, wenn ich mich gar nicht in Gefahr begebe? Auch ein Stuntman, der in seinem Beruf regelmäßig Gefahrensituationen erlebt, wird vielleicht mit dem Kopf schütteln. Denn er versucht ja gerade, sich nur sehr kontrolliert in Gefahr zu begeben und Verletzungen zu vermeiden. Ein Fehler könnte aber darin bestehen, risikoscheu alle Fehler vermeiden zu wollen, oder eben wie der Philosoph Ernst Bloch es ausdrückte: „Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.“

Der Risikoscheue gleicht einem Fußballstürmer, der nur dann aufs Tor schießt, wenn der Ball auch ganz sicher drin sein wird. Aber das hat zwei unschöne Folgen: Erstens sinkt die Zahl seiner Treffer rapide, weil mindestens die Hälfte der Tore aus riskanten Schüssen hervorgeht. Und zweitens wird sein Spiel schrecklich langweilig. Der Zuschauer wird wohl keinen kraftvollen Volleyschuss, keinen spektakulären Fallrückzieher und auch sonst keine auffälligen Aktionen zu sehen bekommen.

Eine Projektleiterin macht es nicht besser, wenn sie nur solche Arbeiten angeht, die zu 100 % sicher sind. Das passt irgendwie nicht. Projekte sind u. a. wegen ihrer Neuartigkeit und Dynamik von Natur aus risikobehaftet. Würden Sie einer solchen Projektleiterin ein wichtiges Projekt übertragen?

Ein Abteilungsleiter, der immer auf Nummer sicher geht, macht vermutlich keine Fehler, wird aber auch „keinen Blumentopf gewinnen“. Welches Gefühl haben Sie, wenn dieser Abteilungsleiter in seiner Abteilung die Chancen für die weitere Digitalisierung der Abläufe ausloten soll?

Wer lediglich versucht, Fehler zu vermeiden, wird davon dauerhaft nicht profitieren. Profilieren kann man sich mit einem solchen Vorgehen vermutlich auch nicht. Nur wer etwas riskiert und damit auch einen Fehler oder einen Irrtum einkalkuliert, kommt in der Sache weiter. Offensichtlich scheint es erforderlich zu sein, bestimmte Gefahren bewusst einzugehen.

Welche Gefahren lohnt es sich, auf sich zu nehmen?

Wenn man sich unabsichtlich in Gefahr begeben hat, bleibt zu hoffen, dass man es möglichst bald erkennt und in der Zwischenzeit nichts passiert. Wenn man sich absichtlich in Gefahr begibt, dann hat man hoffentlich auch mehr als nur eine vage Vorstellung, worauf man sich einlässt.

Zuletzt bleiben Situationen, in denen man sich in Kenntnis der jeweiligen Risikolage bewusst „in Gefahr begibt“. Aber wovon sprechen wir denn dann? Dann ist es eine unternehmerische Entscheidung mit dem zugehörigen Risiko, das sich offensichtlich einzugehen lohnt. Bezieht sich diese Entscheidung auf ein Projekt, dann kann man die Risiken überwachen und die Ergebnisse absichern. Die Methode heißt Projektrisikomanagement. In anderen geschäftlichen Situationen ist manchmal schon allein die Kenntnis der vier wesentlichen Risikostrategien ausreichend, um die nötige Klarheit zu behalten und die richtigen Schritte einzuschlagen.

Es ist vielleicht nicht so einfach, wie das Sprichwort „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt!“ uns wissen lassen möchte. Immerhin stecken hier zwei sehr wichtige Positionen: Erstens ist das Problem identifiziert und zweitens kann man sich gezielt an die Lösung machen.

Impulse 19 Welche Gefahren lohnt es sich, auf sich zu nehmen

Gefahren sind nicht das Problem. Gefahren kategorisch aus dem Weg gehen zu wollen, kann sich als problematisch und falsch erweisen. Auf der anderen Seite ist das keine Aufforderung zu unüberlegten, riskanten Aktionen. Im Gegenteil. Es geht darum, ein „gesundes“ Verständnis für die Gefahren im Geschäftsbetrieb zu entwickeln und eben nicht unbewusst zu einer falschen Einschätzung der Risiken zu gelangen.

Verschaffen Sie sich einen Überblick über Ihre tatsächliche Risikoexposition!