Es ist schon bezeichnend, dass sich am Beginn eines neuen Jahres Aufrufe und Appelle zu häufen scheinen. Sicherlich ist dieser Zeitpunkt gut gewählt, weil sich viele Menschen mit grundsätzlichen Überlegungen zu Ihrem Privat- und Berufsleben beschäftigen. Aber eigentlich sollten wir viel häufiger an wichtige Dinge erinnert werden. Das trifft ganz bestimmt auch für die Weisheit von Molière zu, die uns bewusst macht, wie weit sich unsere Verantwortung tatsächlich erstreckt. Wofür sind wir verantwortlich?
„Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.“
Vielleicht ist uns manchmal gar nicht bewusst, wofür wir „eigentlich“ verantwortlich sind, weil wir nur über einen Teil des Ganzen nachdenken. Manche Menschen scheuen die Übernahme von Verantwortung aus Bequemlichkeit, Unlust oder Faulheit und nicht nur aus Kompetenzmangel. Welches Motiv auch vorliegt, wer Verantwortung übernimmt, macht sich im Falle des Misslingens einer Sache angreifbar und muss für das Ergebnis geradestehen. Auch aufgrund dieses Risikos wird Verantwortung oft abgelehnt.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch Molières Wendung, dass wir auch für unser Nichttun Verantwortung übernehmen müssen. Denn nicht nur eine Tat birgt eventuelle Risiken und Gefahren, sondern auch die Unterlassung einer Handlung. Man denke z. B. an unterlassene Hilfeleistung bei Unfällen im Straßenverkehr
Verantwortung will geübt und erlernt werden
Fragt man den Resilienztrainer, erhält man zur Antwort, dass jeder einzelne Mensch nur für seine eigenen Angelegenheiten verantwortlich ist. Somit ist in jeder Situation vorab die Frage gerechtfertigt: „Wessen Verantwortung ist dies?“ Im Kern wird empfohlen, eine Aufgabe erst dann anzunehmen, wenn sich aus der sorgfältigen Prüfung ergibt, dass es sich um die eigene Angelegenheit handelt. Andere Angelegenheiten sind an die eigentlichen Verantwortlichen „zurückzugeben“.
- Aber wer ist denn verantwortlich?
- Und wenn sich gar keine Person oder Gruppe finden lässt?
- Und wenn wir doch etwas damit zu tun haben?
Bei allen Bedenken bringt es auch einige Vorteile mit sich, Verantwortung zu übernehmen. Karriereratgeber weisen Mitarbeiter und Führungskräfte deshalb eindrücklich darauf hin, sich nicht nur „die Rosinen herauszupicken“, sondern eine neue Aufgabe zu übernehmen und auch zu verantworten.
- Sie entwickeln sich.
- Sie können Einfluss nehmen.
- Sie gelten als zuverlässig.
Führungskräften kommt vor dem Hintergrund ihrer Vorbildfunktion natürlich eine besondere Verantwortung zu. Dreh- und Angelpunkt guter Führungsarbeit ist für mich, mit Klartext eine eindeutige Position zu beziehen – nicht erst im Nachhinein – und dann entsprechend zu handeln. In meiner Arbeit als Sparringspartner ist dies die allerwichtigste Aufgabe.
Unser Vorteil und unsere Pflicht, mit Verantwortung aufzufallen