Sensibilität für betriebliche Abläufe

Sensibilität für betriebliche Abläufe

Als Führungskraft gibt es zahlreiche Gründe, sich mit einer HRO zu beschäftigen. HRO steht für High Reliability Organisation oder auf Deutsch Hochzuverlässigkeitsorganisation. Für das heute betrachtete Prinzip leisten Sie z. B. einen guten Beitrag, wenn Sie besonderen Vorkommnissen im Tagesgeschäft oder Abweichungen von dem „Normalen“ mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Was wir von einer HRO lernen können

Was wir von einer HRO – genauer gesagt von den fünf Prinzipien einer HRO lernen können, finden Sie in Kurzform hier. Zu diesen fünf Prinzipien gehören „Konzentration auf Fehler“, „Abneigung gegen vereinfachende Interpretationen“, „Sensibilität für betriebliche Abläufe“, „Streben nach Flexibilität“ und „Respekt vor fachlichem Wissen und Können“.

  • Konzentration auf Fehler“ kann man so zusammenfassen: Man muss Fehler und die damit verbundenen Chancen für eine Weiterentwicklung nicht nur richtig begreifen, sondern diese Fehler tatsächlich auch zum Gegenstand von Verbesserungen machen.
  • Abneigung gegen vereinfachende Interpretationen“ bedeutet z. B., sich zu weigern, einfache Lösungen und schnelle Schlussfolgerungen zu wählen, sondern auf der Basis von Fakten sauber schlusszufolgern.

In diesem dritten Teil der Reihe geht es um das nächste Prinzip:

Sensibilität für betriebliche Abläufe

Sensibel zu sein, hört sich prinzipiell ganz gut an. Aber im Zusammenhang mit betrieblichen Abläufen ist dies erklärungsbedürftig. Was steckt also dahinter? Wie ist dieses Prinzip zu verstehen und welche Implikationen resultieren daraus?

Das Prinzip bezieht sich auf die praktische Arbeit vor Ort und der Ansatz ist weniger strategisch, als vielmehr situationsbezogen. Wenn Menschen ein gut entwickeltes Gespür für Situationen haben, können sie stetige Anpassungen und Verbesserungen vornehmen. Ebenfalls wird auf diese Weise eine Ansammlung und Ausweitung von Problemen verhindert. Abweichungen von dem Normalzustand können identifiziert werden, solange man sie noch leicht eingrenzen und in den Griff bekommen kann.

Eine wichtige Grundlage für dieses Prinzip ist die konstruktive Zusammenarbeit und die Kommunikation untereinander. Es macht keinen Unterschied, ob Mitarbeiter wichtige Informationen über Besonderheiten oder Probleme aus Gleichgültigkeit, Unwissenheit oder Angst verschweigen. All diese Gründe für das Zurückhalten von Informationen hängen mit der Qualität der Zusammenarbeit und der Kommunikation zusammen.

Bei der Sensibilität für betriebliche Abläufe geht es darum, dass wir erkennen, was wir tatsächlich tun, unabhängig davon, was wir aufgrund von Absichten, Aufgabenbeschreibungen und Plänen tun sollten. Wenn jemand Sie um Hilfe bittet, sollten Sie nicht über das Budget streiten. Das Finanzielle muss geregelt werden, aber das können Sie hinterher machen. Budgets erweisen sich häufig als unsensibel für betriebliche Abläufe. Insgesamt ist es wichtig, genügend Aufmerksamkeit auf die „mühsame Kleinarbeit“ zu richten, mit der tagtäglich für einen „ordentlichen Betrieb“ gesorgt wird.

HRO Prinzip 3 Sensibilität für betriebliche Abläufe

Machen Sie sich klar, dass eine offene Kommunikation im Unternehmen und eine konstruktive Zusammenarbeit in der gesamten Belegschaft von wesentlicher Bedeutung sind, wenn Sie Risiken eindämmen wollen, die bei der Planung nicht vorausgesehen wurden. Eine große Gefahr liegt nämlich in der Überschätzung der Verlässlichkeit betrieblicher Abläufe.

Sensibilität für betriebliche Abläufe erhöht den Wissensstand zu den innerbetrieblichen Abläufen im gesamten Unternehmen. Mitarbeiter können für mögliche Gefahrenpotenziale sensibilisiert und ermutigt werden, die eigene Wahrnehmung einzusetzen. Geringfügige Fehleinschätzungen lassen sich genauso feststellen wie größere Fehler, die normalerweise unerkannt bleiben und sich dadurch vervielfachen.

Ein Grundgedanke einer HRO liegt darin, dass jedes Beben ein Vorbeben hat. Diese kleinen Signale gilt es nicht zu übersehen und als Vorzeichen wahrzunehmen. Werden kleine Krisen rechtzeitig wahrgenommen, lässt sich verhindern, dass große Krisen auftreten. Diesen erstrebenswerten Zustand können Sie sicherlich auf Ihre Wunschliste setzen und hoffen. Sie können diese Sensibilität durch entsprechende Überprüfungen oder Audits aber auch selbst herbeiführen.

Schauen Sie genau hin, hören Sie genau zu und stellen Sie die richtigen Fragen!


Der nächste Beitrag in der Reihe „Methoden sind Türen zum Erfolg“ handelt vom vierten Prinzip einer Hochzuverlässigkeitsorganisation, vom „Streben nach Flexibilität“.