HRO-Prinzip 4: Streben nach Flexibilität

HRO-Prinzip 4: Streben nach Flexibilität

Als Führungskraft gibt es zahlreiche Gründe, sich mit einer HRO zu beschäftigen. HRO steht für High Reliability Organisation oder auf Deutsch Hochzuverlässigkeitsorganisation. Dem hier betrachteten Prinzip kommen Sie auf den Grund, wenn Sie den Unterschied zwischen gezielter Redundanz und einem teuren doppelten Boden kennen.

Was wir von einer HRO lernen können

Was wir von einer HRO – genauer gesagt von den fünf Prinzipien einer HRO lernen können, finden Sie in Kurzform hier. Zu diesen fünf Prinzipien gehören „Konzentration auf Fehler“, „Abneigung gegen vereinfachende Interpretationen“, „Sensibilität für betriebliche Abläufe“, „Streben nach Flexibilität“ und „Respekt vor fachlichem Wissen und Können“.

  • Konzentration auf Fehler“ kann man so zusammenfassen: Man muss Fehler und die damit verbundenen Chancen für eine Weiterentwicklung nicht nur richtig begreifen, sondern diese Fehler tatsächlich auch zum Gegenstand von Verbesserungen machen.
  • Abneigung gegen vereinfachende Interpretationen“ bedeutet z. B., sich kategorisch zu weigern, einfache Lösungen und schnelle Schlussfolgerungen zu wählen, sondern auf der Basis von Fakten sauber schlusszufolgern.
  • Sensibilität für betriebliche Abläufe“ ermuntert uns dazu, schon kleinen Abstimmungen vom Normalzustand Aufmerksamkeit zu schenken. Wer kleine Signale als Vorzeichen wahrnimmt, kann größere Probleme rechtzeitig erkennen und Krisen verhindern.

In diesem vierten Teil der Reihe geht es um das folgende Prinzip:

Streben nach Flexibilität

Flexibilität ist die Fähigkeit zu anpassungsfähigem Verhalten, eine Anpassungsfähigkeit an wechselnde Umstände. Flexibilität bedeutet aber nicht prinzipienlose Anpassungsfähigkeit, sondern in erster Linie die Fähigkeit in unklaren Situationen oder unter chaotischen Verhältnissen zielorientiert und erfolgreich zu handeln. Mit einer großen Flexibilität ist ein Unternehmen, eine Produktionsstätte oder ein Dienstleistungsbetrieb auch unter schlagartig sich ändernden Umständen in der Lage, weiterzumachen und den Geschäftsbetrieb fortzusetzen. Das ist Business Continuity und sie umfasst Strategien, Pläne, Maßnahmen und Prozesse, um die Folgen einer Betriebsunterbrechung und die damit zusammenhängende Schäden zu minimieren.

Der Zustand dynamischer Stabilität

Wesentlich ist die Fähigkeit, einen Zustand dynamischer Stabilität zu bewahren oder wiederherzustellen. Dieser Zustand ermöglicht es, den Geschäftsbetrieb nach einer größeren Störung oder unter anhaltenden Belastungen fortzusetzen. Flexibilität ist eine Mischung aus der Fähigkeit, Probleme und Fehler frühzeitig zu entdecken, und der Fähigkeit, das System durch improvisierte Methoden am Laufen zu halten. Beide Formen erfordern, dass man das System, die Kollegen, sich selbst und die Ressourcen sehr gut kennt.

Systeme reagieren auf Störungen häufig mit neuen Regeln und neuen Verboten, die verhindern sollen, dass sich dieselbe Störung in Zukunft noch einmal wiederholt. Diese Reaktion verringert allerdings die Flexibilität im Umgang mit späteren unvorhersagbaren Veränderungen. Ein flexibles System baut dagegen keine Verteidigungsmechanismen aus, sondern erweitert seine Reaktionsfähigkeit.

Ein Geheimrezept lautet, gezielt Redundanz zu schaffen.

Vielleicht haben Flexibilität und Redundanz auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun. Aber eine „zweite“ Maschine in einem verwundbaren Bereich, ein Notstromaggregat, ein Lagerbestand für bestimmte Teile oder der „zweite“ Beschaffungskanal bilden die Grundlage dafür, um im Bedarfsfall flexibel reagieren zu können.

Das Streben nach Flexibilität ermöglicht es, negative Vorkommnisse abzufedern und in einen Vorteil zu verwandeln. Es geht dabei nicht um einen teuren doppelten Boden, sondern um den Wert des scheinbar Überflüssigen durch gezielte Redundanz.

Methode 17 HRO 4 Streben nach Flexibilität

Bei jeder Unsicherheit eine Redundanz zu schaffen und damit auf der sicheren Seite sein zu wollen, ist keine Lösung. Der „Preis“ für diese vermeintlich gute Lösung sind nämlich Sicherheitsbestände und explodierende Kosten. Die besondere Kunst liegt darin, Redundanz an genau den kritischen Stellen zu schaffen, wo eine Risikoanalyse dafür eindeutige Hinweise liefert. Das ist keine triviale Angelegenheit, sondern sie erfordert Erfahrung und Expertise. Eindeutige Lösungen gibt es auch nur in den seltensten Fällen. Trotzdem rechnet sich dieses Geheimrezept der gezielten Redundanz für das Gesamtsystem.

Mit einer Risikoanalyse zur gezielten Redundanz. Clever!


Der nächste Beitrag in der Reihe „Methoden sind Türen zum Erfolg“ handelt vom fünften Prinzip einer Hochzuverlässigkeitsorganisation, vom Respekt vor fachlichem Wissen und Können.