Für viele Menschen gehört die unentgeltliche Beratung und Hilfe, das ehrenamtliche Engagement für den guten Zweck, einfach dazu. Es ist ein besonderes Selbstverständnis, das nicht den persönlichen Erfolg in den Mittelpunkt stellt, sondern einer ganz anderen festen Überzeugung folgt. Es geht um eine grundsätzliche Einstellung, um das Allgemeinwohl. Pro bono.
Pro bono steht für die lateinische Wendung pro bono publico – zum Wohle der Öffentlichkeit. Im Unterschied zum klassischen Ehrenamt bringen die Pro-bono-Kräfte ihre spezifischen Kenntnisse und Fähigkeiten ein. Das Engagement erfolgt dabei zeitlich begrenzt, freiwillig und ohne Bezahlung oder zu einer Bezahlung, die deutlich unter dem marktüblichen Preis liegt.
Laut der bevölkerungsrepräsentativen Studie VuMA (Verbrauchs- und Medienanalyse) wurden von den insgesamt 70,63 Millionen im Jahr 2020 in Deutschland lebenden Personen ab 14 Jahren rund 15 Millionen Personen zur Gruppe der Ehrenamtlichen gezählt. Für Pro-bono-Kräfte liegen keine vergleichbaren statistischen Daten vor. Kein Wunder, denn ihre Arbeit spielt sich „unterhalb des Radars“ von statistischen Erhebungen ab.
Wer zum ersten Mal in einer Situation kommt, sich besonders zu engagieren, ist sich vielleicht nicht sofort sicher und hat etwas länger mit der Entscheidung zu tun. In jeder weiteren neuen Situationen geht es viel schneller, weil die Weichenstellung bereits erfolgt ist.
Warum tun Leute das?
Wer zum ersten Mal in die Situation kommt, sich pro bono zu engagieren, hadert vielleicht etwas mit der Entscheidung. Denn auf den ersten Blick widerspricht diese Praxis den normalen Gepflogenheiten im Geschäftsleben. Man liefert schließlich eine gute Leistung ohne Bezahlung ab. Anders als bei einem allgemeinen ehrenamtlichen Einsatz kommen bei pro bono spezifische Fertigkeiten und Fachwissen zum Einsatz. Diese Kompetenzen machen den Beitrag noch viel hochwertiger, das Ergebnis ist i. d. R. noch kraftvoller. Häufig können die Empfänger einer speziellen Pro-bono-Leistung sonst überhaupt nicht in diesen Genuss kommen. Begeisterung, Freude und Dankbarkeit sind deshalb umso größer. Doch neben vielen ideellen Werten sprechen auch zahlreiche andere gute Gründe für gelegentliche Pro-bono-Einsätze:
- Sie können sich über einen beachtlichen Reputationsgewinn freuen.
- Sie lernen ganz unterschiedliche Menschen kennen und gewinnen neue Kontakte.
- Schließlich bleibt es nicht aus, dass Sie Ihren eigenen Horizont erweitern und dazulernen.
Wir einmal „angesteckt“ ist, kommt nicht mehr so schnell davon los. Die persönlichen Eindrücke aus einem Pro-bono-Einsatz können so intensiv sein, dass man es ohne zu überlegen auch gerne ein weiteres Mal tut. Andererseits gibt es auch Zurückhaltung, denn es handelt sich ja schließlich nicht um die eigene Hauptbeschäftigung, sondern eher um eine Gelegenheitsbeschäftigung.
Wie kann man das eine mit dem anderen verbinden?
Wünschenswert wäre es, die Begeisterung und Überzeugung aus Pro-bono-Einsätzen auch für berufliche Situationen im Unternehmen nutzen zu können. Möglichkeiten und auch Notwendigkeiten für „Extra-Power“ gibt es zur Genüge. Ich persönlich empfehle als Variante von pro bono ein besonders intensives Engagement in einer „normalen“ Situation im Job, z. B. in der Abteilung, in der Arbeitsgruppe oder im Projektteam. Denn viele Situationen mit besonderen Anforderungen erfordern auch ein besonderes Engagement.
Hinlänglich bekannt sind Situationen, bei denen einzelne Personen große Verantwortung tragen. Mit der neuen Aufgabe hat eine Führungskraft automatisch auch eine größere Verantwortung zu tragen und auch das neue Projekt bedeutet für die Verantwortlichen unmittelbar eine größere Verantwortung. Nach meinen Erfahrungen ist dies allerdings häufig nicht mit normalen Anstrengungen zu bewerkstelligen. Wenn die Wochenarbeitszeit nicht noch weiter anwachsen soll und man sich auch einen Burnout ersparen will, muss eine andere Lösung her. Ohne eine Pro-bono-Einstellung für das Allgemeinwohl und ohne engagierte Mitstreiter geht es in der Regel nicht.
Ein persönlicher Favorit von mir ist die Pro-bono-Einstellung von Don Bosco, die in seinem Wort „Gutes tun, fröhlich sein und die Spatzen pfeifen lassen“ zum Ausdruck kommt. Mit einer positiven Einstellung, voller Freude und mit Zuversicht an eine Aufgabe oder an ein Projekt heranzugehen, ist ein echtes Erfolgsrezept. Denn diese Haltung ist ansteckend, sie springt leicht über und erleichtert die interne Zusammenarbeit.
Wenn Sie eine große Verantwortung tragen, dann ist Ihnen zu wünschen, dass Sie eine „große Portion“ pro bono mitbringen und es Ihnen gelingt, andere Beteiligte und Teammitglieder durch Ihr leuchtendes Vorbild ebenfalls zu außergewöhnlichem Engagement zu bringen.
Was könnte Sie veranlassen, pro bono zu arbeiten?